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Heimat, bittersüße Heimat“ von LABEL NOIR

- Black Theater aus Berlin -
Sprechtheater, Film, Musik, Tanz, Gesang

 


Da kann Multi-Kulti noch so oft beschworen und der Karneval der Kulturen noch so verbissen gefeiert werden, Deutsche mit nicht-stereotypem Erscheinungsbild werden immer wieder mit „nett gemeinten“ Fragen, Ratschlägen und Bemerkungen ihrer Weißen Mitbürger_innen konfrontiert, die sich bei näherem Hinsehen als alte Vorurteile in politisch korrekter Aufmachung entpuppen.
Ü bertriebenes Verständnis mag gut gemeint sein und stellt sich doch nur als eine andere Ausprägung von Unbehagen und diskriminierenden Ressentiments dar.
Und in der Frage „Wo kommst du her?“ steckt auch immer die Frage „Wann gehst du wieder zurück?“ und die Annahme der fragenden Person „Wer schon immer hier war, hat mehr Rechte.“

Schwarz und Deutsch zu sein, bzw. als schwarzer Mensch in Deutschland zu leben, wird immer wieder als belastet erlebt. Die Biographien afro-deutscher Menschen, aber auch anderer Bindestrich-Deutscher mit türkischen, asiatischen oder jüdischen Wurzeln spiegeln das wider.

So geht es auch um eine in Straßen- und Haltestellennamen verewigte und unbearbeitete koloniale Vergangenheit und um Ansichten und Verhalten, die an den Kolonialismus früherer Tage anknüpfen. Dies zu thematisieren gelingt sowohl als politischer Aufruf als auch als parodistische Gesangseinlage

Heimat, bittersüße Heimat

Die Schauspieler_innen von LABEL NOIR zeigen, dass Definitionen von Identität, Heimat, nationaler und menschlicher Zugehörigkeit komplexer sind und mehr umfassen als Kategorisierungen nach Hautfarbe, Pass oder Herkunft der Eltern.

Irgendwann im Stück geht es dann ausschließlich um Partnerschaft und Liebe und die Thematisierung von Rassismus ruht. Das Äußere kehrt sich ins Innere und Missverständnisse bleiben Gegenstand der Erläuterung. Wenn die Frage fällt "Liebst Du mich eigentlich?", kann jede Antwort nur die falsche sein.

Heimat, bittersüße Heimat

„Heimat, bittersüße Heimat“ richtet sich an afro-deutsche / Schwarze Menschen in Deutschland und an alle anderen, egal welcher Hautfarbe, Nationalität oder Gesellschaftsschicht.

Vom Stück profitieren alle.

Die Einen, weil sie ihre bisher im Theater kaum thematisierten Erfahrungen des Ausgegrenzt- und Exotisiertwerdens endlich einmal kommuniziert sehen.
Die Anderen, weil sie durch die Infragestellung konventioneller / „üblicher“ und die Eröffnung neuer Perspektiven vertraute Stereotype zu hinterfragen beginnen.

„Heimat, bittersüße Heimat“ ist gelebter Patriotismus, zu dem die jeweils eigenen emotionalen Brüche der Schauspieler_innen gehören, und endet mit einem Vorbehalt, der noch aufzulösen ist.


Am 20. März 2010 führte LABEL NOIR „Heimat, bittersüße Heimat“ in Eberswalde im Paul-Wunderlich-Haus auf. Gefördert wurde die Veranstaltung zum Internationalen Antirassismustag vom Lokalen Aktionsplan Barnim im Rahmen der Bundesprogramms „VIELFAL TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“.

Hier findet Ihr weitere Informationen und ein paar Interpretationsansätze:

Die Schauspieler_innen erzählen etwas über ihr Stück

und Ihre Wünsche.

Theater ensemble serves up snapshots of German racism
Deutsche Welle, DW-WORLD.DE vom 24. März 2010

Deutsch sein ist schwer
nachtkritik.de vom 04. Juni 2010

Der herrlich absurde Alltag
taz.de vom 18. Juni 2010

Keine Lust auf Klischee-Rollen